Mann mit Glatze und Brille, weißem T-Shirt steht vor einer Bürokulisse

Die ersten 100 Tage: Der Aufbau des House of Finance and Tech in Berlin

In nur 100 Tagen hat Sebastian Schäfer, CEO des neu gegründeten House of Finance and Tech (HoFT), den Grundstein für dessen Präsenz in Berlin gelegt. Mit einem starken Fokus auf Innovation und Zusammenarbeit etabliert sich das HoFT bereits als zentrale Plattform in einem der führenden Fintech-Hubs Europas. Mit seiner umfangreichen Erfahrung im Aufbau von Fintech-Ökosystemen führt Sebastian die Bemühungen an, Berlin als globalen Vorreiter für Finanzinnovationen zu etablieren. Das Interview gibt einen Einblick in seinen Werdegang, die Herausforderungen beim Start einer neuen Initiative und seine Vision, wie das HoFT die Branche beeinflussen wird.

Sebastian, du bist nun seit über 100 Tagen Geschäftsführer des House of Finance and Tech in Berlin. Wie blickst du auf die ersten Monate zurück?

Sebastian Schäfer: Ich bin sehr stolz. Wir haben in den letzten 100 Tagen viel erreicht. Etwas von Grund auf aufzubauen ist immer eine Herausforderung, auch wenn ich das vorher schon als Geschäftsführer des TechQuartiers in Frankfurt gemacht habe, wo ich einen globalen Fintech-Hub mit über 650 Startups und 30 Unternehmenspartnern aufgebaut habe. Aber Berlin ist für mich eine neue Stadt mit einem neuen Ökosystem und einer neuen Dynamik. Es stellt sich immer die Frage, ob die Ideen und Visionen, die man mitbringt, auf Resonanz stoßen und Gestalt annehmen. Jetzt, nach mehr als drei Monaten, kann ich mit Zuversicht sagen, dass vieles sehr gut funktioniert hat.

Was begeistert dich am meisten am Fintech-Ökosystem in Berlin?

Sebastian Schäfer: Die Unterstützung hier ist fantastisch und das Fintech-Ökosystem in Berlin ist bereits sehr reif und lebendig. Jede Woche gibt es spannende Erfolgsgeschichten - neue Finanzierungsrunden, innovative Präsentationen und starkes internationales Investoreninteresse. HoFT ist hier, um diese Stärken zu stärken, nicht um das Rad neu zu erfinden. Wir wollen das Potenzial des Ökosystems katalysieren und bündeln und gleichzeitig Lücken und Hindernisse angehen. So haben wir zum Beispiel bei unserer Auftaktveranstaltung am 16. September in Anwesenheit von Mark Branson, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), unsere strategische Ausrichtung kommuniziert. Das war etwas riskant, da ich noch neu in dieser Rolle war, aber ich freue mich, dass das Programm nun Fahrt aufnimmt.

Was zeichnet das Fintech-Ökosystem in Berlin aus und warum war es für dich nach deiner Zeit in Frankfurt eine reizvolle Herausforderung?

Sebastian Schäfer: Wenn es so wie in Frankfurt gewesen wäre, hätte ich den Schritt nicht gewagt. Nach acht Jahren war ich bereit für eine neue Herausforderung. Das Berliner Ökosystem ist anders - es ist organisch gewachsen, unternehmerisch, von Venture Capital und Talent geprägt. Es ergänzt die Stärken Frankfurts. Mein Ziel ist es, diese beiden Hubs zu verbinden, die Zusammenarbeit zu fördern und ihre komplementären Qualitäten zu nutzen.

Du hast erwähnt, dass HoFT Lücken im Berliner Ökosystem schließt. Kannst du genauer erklären, welche Lücken das sind und wie HoFT diese schließt?

Sebastian Schäfer: Ein wichtiger Bereich ist die Bereitstellung einer zentralen Anlaufstelle für die globale Fintech-Community. Bisher gab es keine spezielle Anlaufstelle für internationale Delegationen oder Unternehmen, die sich mit dem Berliner Ökosystem vernetzen wollen. HoFT übernimmt diese Rolle und fungiert als Gateway für Startups und Institutionen aus aller Welt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Verbesserung des Zugangs zu Regulierungsbehörden und politischen Entscheidungsträgern. So haben wir im Rahmen unserer Financial Wellbeing-Initiative wichtige Dialoge gefördert, wie etwa kürzlich mit Christian Lindner, der zu der Zeit Bundesminister der Finanzen war. 

Eine solche neutrale Plattform fördert Zusammenarbeit und Innovation. Schließlich unterstützen wir Fintechs in späteren Phasen mit Programmen wie der Scale-Up Academy in Bereichen wie Compliance, Führungskräfteentwicklung und Fundraising. Dieser Fokus ergibt sich aus der erheblichen Finanzierungslücke für Startups in späteren Phasen in Deutschland und Europa. So ist das Spätphasen-Finanzierungsvolumen in Europa im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 57 Prozent auf nur noch 4,2 Milliarden US-Dollar in über 70 Runden zurückgegangen. Dieser Mangel an Kapital macht sich besonders in Deutschland bemerkbar, wo viele Start-ups Schwierigkeiten haben, sich die Ressourcen zu sichern, die sie für eine globale Skalierung benötigen. Die Bewältigung dieser Herausforderung ist entscheidend für die Stärkung des Ökosystems und die Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Fintechs.

Was ist das House of Finance and Tech?

Das House of Finance and Tech (HoFT) ist Berlins führendes Zentrum für Finanzinnovation und vernetzt Startups, Unternehmen und Institutionen. Gegründet als Public-Private-Partnership konzentriert sich das HoFT auf drei Säulen: die finanzielle Wohlfahrt, die Skalierung von Fintech-Startups und die Förderung von Kooperationen innerhalb des Ökosystems. Mit Initiativen wie der Scale-Up Academy und strategischen Dialogen mit politischen Entscheidungsträgern entwickelt HoFT Berlin zu einem globalen Fintech-Leader.

Apropos Scale-Up Academy: Wie können sich internationale Fintech-Gründer bei HoFT einbringen?

Sebastian Schäfer: Wir arbeiten auf verschiedenen Ebenen. Erstens kann sich jeder über unseren Newsletter und öffentliche Veranstaltungen informieren. Zweitens können Unternehmen Mitglied in unserem Förderverein werden, sich einbringen und vom Netzwerk profitieren. Und schließlich sind unsere kuratierten Programme wie die Scale-Up Academy selektiver, aber offen für internationale Fintechs, die sich in Berlin etablieren wollen. Wir planen auch grenzüberschreitende Initiativen wie ein Programm, das Berlin und Paris verbindet, um Fintechs den Eintritt in neue Märkte zu erleichtern. Dies steht im Einklang mit unserem übergeordneten Ziel, europäische Champions zu fördern.

Wie siehst du die langfristige Rolle von HoFT im Berliner Ökosystem?

Sebastian Schäfer: HoFT ist als als öffentlich-private Partnerschaft konzipiert und wird derzeit noch mit öffentlichen Mitteln gefördert, soll sich aber durch private Beiträge selbst tragen. Mit 24 neuen Mitgliedern in unserem Förderverein machen wir bereits Fortschritte. Die Nachfrage nach einer Plattform wie HoFT ist deutlich und ich bin zuversichtlich, dass sie weiter wachsen und einen Mehrwert für die Fintech-Community in Berlin und darüber hinaus bieten wird.

Wer ist Sebastian Schäfer?

Dr. Sebastian Schäfer ist Verhaltensökonom und Unternehmer mit umfassender Expertise im Aufbau von Innovationsökosystemen im Finanzsektor. Als Geschäftsführer des House of Finance and Tech in Berlin kann Schäfer auf acht Jahre Erfahrung in der Leitung von TechQuartier in Frankfurt zurückblicken, wo er ein globales Netzwerk aus mehr als 650 Startups und 30 Unternehmenspartnern aufbaute. Er ist bekannt für seine Expertise in der Ökosystemstrategie und Innovationsmanagement und setzt sich dafür ein, Berlin als führenden Hub für Fintech-Innovationen zu positionieren.

Wir danken unseren Kollegen von WHY BERLIN, die dieses Interview geführt haben.
(Das Interview führte Clas Beese für why.berlin, freier Journalist und Content Creator für FinTech)

Berlin als führender Standort für Fintech-Innovationen und digitale Transformation

Die wachsende Bedeutung Berlins als Fintech-Standort wird von der starken Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)-Branche getragen, die das Rückgrat der digitalen Transformation in der Region bildet. Die branchenübergreifende Digitalisierungsexpertise, insbesondere im Finanzbereich, macht Berlin und Brandenburg zu einem idealen Standort für Innovation und Skalierung von Fintech-Lösungen. HoFT.Berlin spielt eine entscheidende Rolle bei der Stärkung dieses Ökosystems, indem es die Zusammenarbeit zwischen Startups, etablierten Unternehmen und öffentlichen Institutionen fördert. Diese Vernetzung von Technologie, Finanzen und Politik positioniert Berlin als wichtigen Akteur im europäischen Fintech-Markt und schafft die Voraussetzungen für das Gedeihen globaler Finanzlösungen.

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Melanie Gartzke I E-Mail